Auch wenn die Zahl an neu gegründeten Unternehmen in Deutschland seit Jahren stetig sinkt, erfreut sich die Start-up Szene derzeit zumindest über recht viel Aufmerksamkeit. Dies ist nicht zuletzt an den entsprechenden TV-Shows, zahlreichen aus dem Boden sprießenden Co-Working Spaces und von Banken oder Versicherungen ins Leben gerufenen Start-up Cafés in Berlin / München / Hamburg / Düsseldorf erkennbar. Was die Start-up Szene – um bei dem Wording zu bleiben – allerdings auch auszeichnet, ist ein recht großes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Marketing. Heißt, den meisten, die heute ein Unternehmen gründen, ist klar, ohne Marketing geht’s nicht. Das bringen einem, wenn nicht der BWL oder Marketing Prof, Business Plan Wettbewerbe, Risikokapitalgeber und auch Bankberater frühzeitig bei. Auch ein Blick jenseits der Schallmauer “10.000 Mitarbeiter und mehr” auf die 100 größten deutschen Unternehmen zeigt, da geht es fast nur um die Marke. Und was passiert dazwischen? Der Mittelstand.
Doch alle, die jetzt denken, dieser Artikel will angreifen oder schlecht machen. Keines falls, Deutschland kann mit rund 2,49 Mio. mittelständischen (kleinen und mittleren Unternehmen) ziemlich stolz sein auf eine so vielfältige Wirtschaftslandschaft und selbstbestimmt arbeitende und lebende Menschen. Eine weitere Besonderheit stellt das dar, was unter dem Begriff German Mittelstand verstanden wird. Die deutschen Familienunternehmen, die weltweit – gemäß der einzig wirklichen Aufgabe eines Unternehmers, und zwar die Nachfolge zu regeln – als bemerkenswert weitsichtig gelten. Sie regeln ihre Nachfolge bereits über mehrere Generationen hinweg, während sich z.B. in den USA die Kultur etabliert hat, ein Unternehmen zu gründen, es erfolgreich zu machen und dann zu verkaufen (was eben auch einer Nachfolge entspricht). Allerdings gibt es noch weitaus mehr Unternehmen. Damit meine ich Unternehmen bis 9, bis 50 oder auch bis 150 Mitarbeitern, die wenig bis kaum Markenkommunikation betreiben – was sicherlich je nach Geschäftsmodell und Branche mehr oder weniger notwendig ist, aber immer auch schlichtweg an falschen Glaubenssätzen oder fehlendem Wissen liegt. Die Gefahr besteht darin, noch profitierend von der Vergangenheit, den richtigen Zeitpunkt für die Anpassung zu verpassen. Denn nichts ist so beständig wie der Wandel. Das wusste man schon in der Antike.
Die Herausforderungen, denen Unternehmen – und damit meine ich sowohl das Ladengeschäft von nebenan als auch Spezialisten in einer stark nachgefragten Nische – sich heute stellen, fangen bei multioptionalen Käufern mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne und geringer Neigung zur Loyalität an, gehen über ausländische Konkurrenz mit schnelleren und günstigeren Fertigungsmethoden bis hin zu neuen Marketingtrends und Gegentrends, neuen Online Medien und Formaten, und und und..
Warum Markenführung also speziell auch für KMUs wichtiger werden muss, um relevant zu bleiben und sich gemessen am Markt im notwendigen Maße zu innovieren, will ich in 5 Gründen zusammenfassen:
Grund #2 Fortschritt & Qualitätsstandards
Grund #5 Neue Kundenmacht
2. Fortschritt & Qualitätsstandards
Hohe Qualitätsstandards und ein allgemein zunehmender Fortschritt führen dazu, dass Personen immer mehr Produkte und Angebote immer weniger von einander unterscheiden können. Während das Marketing die Wertschöpfungskette in Richtung eines größtmöglichen Kundennutzens optimiert, hilft Markenkommunikation dabei den Unterschied herauszuarbeiten und den Mehrwert auf den Punkt zu bringen.
Deutsche Unternehmen konkurrieren heute mit internationalen Konzernen mit Marketingbudgets in schwindelerregenden Höhen. Insbesondere KMUs können bei diesen Budgets nicht mithalten. Aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, denn sie können ihre vermeintlichen Nachteile zur Stärke wandeln: KMUs sind beispielsweise flexibler, kundennaher und haben kürzere Entscheidungswege. Sie können mit Kreativität und individuellen Leistungen dort punkten, wo das Budget am Ende ist.
Gesättigte Märkte und die vorhandenen Mittel, mit denen sich Kunden heute innerhalb kürzester Zeit das Vergleichsangebot der Konkurrenz und den besten Preis einholen können, führen zu höheren Ansprüchen und einem schärferen Wettbewerbsdruck. Auch die Maßstäbe steigen, denn der Vergleich erfolgt im Zweifel mit internationalen Konzernen. An dieser Stelle müssen sich Unternehmen entscheiden: Preise senken oder Marke aufbauen.
Fazit
Ja, es gibt Herausforderung, ja, es wird nicht unbedingt einfacher und vielleicht haben Sie schon einige Berührungspunkte mit den fünf Herausforderungen gehabt.. Die Frage ist aber nicht: “Oh mein Gott, wo soll das bloß alles hingehen?”, sondern, “Ok, was heißt das für uns und was sollten wir dafür tun?”. Denn alle Herausforderungen bergen auch Chancen! Wie insbesondere KMUs sich diesen Herausforderungen stellen, wird darüber entscheiden, wie schwierig sie es haben werden, bestehen zu bleiben und sich weiterzuentwickeln.
Wie nie zuvor wird es – natürlich auch neben anderen unternehmerischen Entscheidungen – von großer Bedeutung sein, über ein klares Unternehmensbild zu verfügen. Wohin wollen wir und wohin nicht? Es wird auf eine zeitgemäße Marke ankommen, die Sinn stiftet, differenziert und involviert; die eine Markenkommunikation möglich macht, welche die Werte und die Identität des Unternehmens klar formuliert und aus der Strategie ins Erleben überführt. Und hierfür ist ein Markenverständnis vorrangig.
Quelle Bild: Photo by Justin Lim on Unsplash
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